Die tiergerechte Fütterung von Geflügel mit regionalen und vollbiologischen Komponenten ist in vielen Teilen Europas noch sehr schwierig zu realisieren. Besonders herausfordernd ist die Versorgung mit schwefelhaltigen Aminosäuren (z. B. Methionin).
Lösung
Brennnesseln werden traditionell als Geflügelfutter verwendet und haben einen hohen Proteingehalt. Der Einsatz von Brennnesseln bei Legehennen wurde in zwei Fütterungsversuchen getestet.
Getrocknete Brennnesseln wurden in Anteilen von 10 % (Versuch 1) und 5 % (Versuch 2) in den jeweiligen Rationen der Betriebe verwendet und ersetzten 5 % der vorhandenen Proteinquelle. Im Versuch 1 wurde das gemahlene Gras zusätzlich um 5 % reduziert (Ration von Versuch 1, siehe Tabelle 1). Das Futter wurde auf den Höfen mit mobilen Mahl- und Mischgeräten zubereitet. Das Futter (siehe Abbildung 1) wurde ad libitum an fast 300 Legehennen über Tränkeautomaten verfüttert. Die verwendeten Vogelgenetiken waren Sandy (Versuch 1) und Lohmann Brown (Versuch 2). Die Fütterungsdauer betrug in Versuch 1 10 Tage und in Versuch 2 26 Tage. Versuch 1 fand im mobilen Stall statt (siehe Abbildung 2), Versuch 2 im festen Stall.
Beschreibung
Ziel war es, die Menge an zugekauften Proteinkonzentraten zu reduzieren. Konzentrate enthalten in der Regel Ölkuchen aus aller Welt (z. B. Soja, Sonnenblumen, Raps und Sesam). Auch die Verwendung von Brennnesseln verspricht eine gesundheitsfördernde Wirkung.
• Subjektive Bewertung des Futters durch Landwirte und Berater war sehr positiv. Auch die Hühner haben die veränderten Rationen sehr gut angenommen. Die Futteraufnahme änderte sich nicht (120-130 g pro Henne und Tag).
• Der Kot war sehr fest und wurde tendenziell positiv beeinflusst.
• Die Legeleistung der Tiere war konstant (bei fast 80 % der Herde in Versuch 1 und 88 % in Versuch 2).
• Die Qualitätsmerkmale (Eierschale, Eigelbfarbe, Eiweißqualität) haben sich in den Tests nicht verändert.
• Die Brennnesseln wurden für die Versuche gekauft. Der Halmanteil war sehr hoch, sodass die Futterwerte schlechter als erwartet ausfielen. In eigenen Anbauversuchen wurden bei reiner Blattmasse deutlich höhere Methioninwerte gefunden. Hier wären weitere Versuche mit höheren Anteilen in der Ration interessant.
• Der Einkauf von Brennnesseln als Heil- und Gewürzpflanze (Bio) ist sehr kostspielig (ca. 5 €/kg). Andere Quellen sind nicht verfügbar. Brennnesseln sind nicht in der Liste der zugelassenen Futtermittel enthalten. Eine Verfütterung in größerem Umfang ist daher langfristig rechtlich nicht möglich. Das Experiment war nur eine erste Abschätzung des Potenzials.
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